eepos Kransysteme im Fendt Traktorenwerk
Federleichtes Handling für wuchtige Kraftpakete
Das Projekt, das sich die AGCO-Gruppe als Hersteller der Fendt Traktoren vorgenommen hatte, konnte anspruchsvoller kaum sein: Man wollte das modernste und effizienteste Traktoren- und Landmaschinen Montagewerk der Welt bauen. Dieses ging im Herbst 2012 im bayerischen Marktoberdorf und Bäumenheim in Betrieb. Mit dabei: Innovative Leichtbau-Handlingsysteme der Firma eepos.
Fendt war an die Kapazitätsgrenzen der bisherigen Fertigungshallen gestoßen, da der Absatz innerhalb von rund fünfzehn Jahren um 75 Prozent auf etwa 15.000 Traktoren weltweit im Jahr 2012 anstieg. Die bisherigen Hallen boten weder genügend Platz, noch genügend Fahrwege. Die verwendete Montagetechnik entsprach nicht mehr dem Stand der Technik und gelangte an ihre Grenzen hinsichtlich der Abmessungen und Gewichte der zu produzierenden Traktoren.
Patrick Müller
Planungsingenieur Team Technik, AGCO GmbH
Ergonomisches Handling von 10.000 Bauteilen je Traktor
Jeder Fendt Traktor besteht aus rund 10.000 Bauteilen. Eine wichtige Rolle im Montageablauf spielt daher das Materialhandling. Ziel bei der Neukonzeption war nicht nur eine für die Montagemitarbeiter gesundheitsschonende, ergonomische Handhabungslösung, sondern auch das Erreichen größtmöglicher Flexibilität. Im neuen Traktorenwerk werden auf ein und derselben Montagelinie nun 48 verschiedene Modelle für acht Baureihen gefertigt-vom kleinsten Spezialtraktor für den Weinbau bis zum 390 PS-Kraftpaket für leistungsintensive Einsätze in Land-, Forst- oder Bauwirtschaft. Dazu werden alle Fendt Traktoren zusätzlich den Kundenwünschen entsprechend konfiguriert. Bedeutende technische Neuerungen sind dabei die komplett neuen Kransysteme des nordrhein-westfälischen Herstellers eepos, die nun an jedem Arbeitsplatz eingesetzt werden.
„Wir haben infrage kommende Kransysteme im Vorfeld auf Herz und Nieren geprüft”, erläutert Müller den Auswahlprozess. An Testständen wurden Handhabungssysteme verschiedener Hersteller mit gleichen Bauteilen verschiedener Gewichtsklassen belastet, deren Funktionalität, Leichtgängigkeit und Abnutzung geprüft.
Fast 30 Fendt Bandmontageexperten, die tagtäglich mit den Systemen arbeiten, waren die Bewerter.
Projektleiter Müller: „Als absoluter Favorit gingen bei diesem Vergleich die sich noch relativ jung auf dem Markt befindlichen Aluminium-Leichtbaukräne von eepos hervor. eepos überzeugte mit seiner unübertroffenen Leichtigkeit.“ Bei 100 kg Last benötigt ein Werker nur 0,5 bis 0,8 kg Kraft, um das System in Bewegung zu bringen und nur 0,2 bis 0,4 kg, um es in Bewegung zu halten. Dies entspricht durchschnittlich nur einem Drittel der Zugkraft von herkömmlichen Handhabungssystemen.
„Der Grund für diese Leichtgängigkeit liegt in den ausgefeilten Aluprofilen der Kranbahnen in Materialkombination mit speziellen Präzisionsfahrwerken, in denen Rollen aus Hightechkunststoffen auf optimale Art angeordnet sind und ein Verkanten selbst bei einseitigem Zug verhindern“, erläutert eepos Vertriebsleiter Volkhardt Mücher.
Durch den geringen Rollwiderstand können die Fendt Werker die riesige Anzahl an Einzelteilen pro Traktor, die bis zu 500 kg schwer sind, nicht nur schneller, sondern auch ergonomischer bewegen. Daneben sind eepos Alu-Kransysteme modular aufgebaut und insofern extrem flexibel einsetzbar.
Mehr als eineinhalb Kilometer eepos Kranbahnen
Um die Montageinhalte an der Hauptmontagelinie überschaubar und effizient zu gestalten bedienen nahegelegene Vormontagen das Hauptband mit vorgefertigten Baugruppen. Diese Baugruppen werden in der jeweiligen Vormontage aufgebaut und von dort aus just-in-time bzw. just-in-sequence an den Hauptverbauort geliefert. eepos Handhabungssysteme sind bei Fendt sowohl in der Vor-, als auch der Hauptmontage im Einsatz. Allein in den Vormontagen sind dies ca. 400 Meter Einschienenbahnen und 30 Brücken. In der Hauptmontagelinie werden die vormontierten Baugruppen dann an den Schlepperrumpf gebaut. Dort sind weitere 1.200 Meter eepos Kranbahnen und weitere 50 Brücken verbaut. Vier Einschienensysteme teilen hier das Hauptband. Links und rechts des Hauptbands sind 2,45 Meter und 3 Meter breite Brücken angebaut, 5 Meter Brückensysteme spannen sich dort, wo nötig, über die ganze Breite des Hauptbands. Die Platzierung bzw. Auswahl der Kranelemente richtete sich ausschließlich nach der logistischen Verbaubarkeit der Baugruppen und nach ergonomischen Gesichtspunkten.
„Mit 3 Meter breiten Kranbrücken können die Werker zum Beispiel von der Seite bis mittig auf dem Schlepperrumpf montieren. Mit 5 Meter breiten Kranbrücken kann auf allen Seiten verbaut werden”, erläutert Planungsexperte Müller.
„Während unsere alten Handlingsysteme mit Fixpunkten gearbeitet haben, also auch mit fest an Regalen angeschraubten Steckdosen bzw. Druckluftausgängen, arbeiten wir jetzt über die gesamte Taktlänge von links und rechts mit flexiblen Mediensystemen. Diese Flexibilität ermöglicht uns unter anderem die teleskopierbaren eepos Brücken, die je nach eingesetzter Kranbrücke die Arbeitsreichweiten um 1,20 Meter bis 1,60 Meter verlängern.“
Wartungsstrecken für einfache Nachrüstung in der Montage
Bei der Planung der Kranbahnen hat das Team um Patrick Mueller auch Wartungsstrecken berücksichtigt. „In sogenannten Wartungsstrecken können wir einzelne Bahnbereiche stromlos schalten”, erklärt der Ingenieur. Dies ist beispielsweise nötig, wenn sich der Verbauort einer Baugruppe ändert bzw. neue Baugruppen für neu entwickelte Schlepper hinzukommen. In diesen Fällen werden z. B. neue Kranbrücken nachgerüstet oder vorhandene umgebaut. „In der Anfangsphase nach der Inbetriebnahme war der ein oder andere Umbau notwendig”, so der AGCO Chef-Planer. „In der Praxis sieht mancher Ablauf einfach anders aus als bei einer Vorplanung auf dem Papier. Die Änderungen an den eepos Alukransystemen konnten wir aber mit geringem Aufwand realisieren.” Die modernste Landmaschinenproduktion der Welt läuft seit September 2012 im 2-Schicht-Betrieb. eepos Krane sind also durchschnittlich 16 Stunden pro Arbeitstag im Einsatz. Besonders erfreulich fiel dabei der erste außerturnusmäßige Check des Kransachverständigen aus: Bei der Sicht- und Funktionsprüfung war keinerlei erhöhter Verschleiß an den Brücken, deren Anbauteilen oder der Bahnaufhängung zu erkennen. Patrick Mueller: „Marktoberdorf dient als weltweit modernstes Landmaschinenwerk unserem AGCOKonzern nun als Prototyp.“
Die Bandoberkonstruktion für eine modulare und flexible Produktion.